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Adverbialsätze im Deutschen (1)

Adverbialsätze sind Nebensätze, die dem übergeordneten Satz Informationen über Ort, Zeit, Ursache, Zweck, Folge, Bedingung und Ähnliches beisteuern. Hier ein paar Beispiele:

  • Zeit: Bevor ich ins Bett gehe, putze ich mir die Zähne.
  • Ursache: Ich bleibe heute zu Hause, weil ich krank bin.
  • Bedingung: Wenn du dich nicht beeilst, kommst du zu spät.

In diesem und im nächsten Artikel erfährst du, welche unterschiedlichen Arten von Adverbialsätzen es gibt. Doch vorher müssen wir noch eine wichtige Frage klären:

Was sind Adverbialsätze?

Adverbialsätze dienen im übergeordneten Satz als Satzglieder und sind somit eine Unterart von Gliedsätzen. Falls du nicht weißt, was Gliedsätze sind, empfehlen wir dir, einen Blick auf unseren Artikel Arten von Nebensätzen zu werfen. Dort erklären wir, was Gliedsätze sind und wie sie sich von anderen Nebensätzen unterscheiden.

Als Satzglieder haben Adverbialsätze meist eine ähnliche Funktion wie Adverbien oder Präpositionalphrasen und können meistens durch diese ersetzt werden:

  • Präpositionalphrase: Wegen meiner Krankheit bleibe ich heute zu Hause.
  • Adverb: Deshalb bleibe ich heute zu Hause.

Der Nebensatz weil ich krank bin gibt – genauso wie die Präpositionalphrase wegen meiner Krankheit und das Adverb deshalb – den Grund an, warum der Sprecher zu Hause bleibt. Im Gegensatz zum Subjekt und Objekt handelt es sich dabei um eine optionale Angabe: Auch ohne sie wäre der Satz grammatikalisch vollständig.

Ein Satzglied, das für die grammatikalische Vollständigkeit eines Satzes nicht benötigt wird, nennt man Adverbial oder adverbiale Bestimmung. Wird das Adverbial mit einem Nebensatz ausgedrückt, spricht man von einem Adverbialsatz.

Je nach Bedeutung können Adverbialsätze in unterschiedliche Kategorien unterteilt werden. Die folgenden Abschnitte geben einen Überblick über die wichtigsten Klassen.

Temporalsatz

Der Begriff temporal leitet sich von tempus, dem lateinischen Wort für Zeit, ab. Ein Temporalsatz ist somit ein Nebensatz, der den zeitlichen Bezug von zwei Handlungen angibt: die Handlung des Nebensatzes und die Handlung des übergeordneten Satzes.

Temporalsätze können durch unterschiedliche Konjunktionen eingeleitet werden, die jeweils einen anderen zeitlichen Zusammenhang ausdrücken:

  • als: für abgeschlossene Ereignisse in der Vergangenheit
     Als ich ein Kind war, spielte ich oft Fußball.
  • wenn: für allgemeine Aussagen, wiederhole Ereignisse und zukünftige Ereignisse
     Ich besuche dich, wenn ich das nächste Mal in Wien bin.
  • während: für gleichzeitige Ereignisse
     Ich höre Musik, während ich arbeite.
  • bevor: für ein Ereignis, das vor einem anderen stattfindet
     Bevor ihr die Lehrerin fragt, sollt ihr selbst nachdenken.
  • nachdem: für ein Ereignis, das nach einem anderen stattfindet
     Nachdem er sich geduscht hatte, zog er sich an.
  • seit / seitdem: für ein Ereignis, das in der Vergangenheit begonnen hat und bis in die Gegenwart andauert
     Seit / Seitdem er verheiratet ist, hat er wenig Zeit.
  • bis: für ein Ereignis, das bis zu einem bestimmten Zeitpunkt andauert
     Ich warte, bis du fertig bist.
  • sobald: für ein Ereignis, das unmittelbar nach einem anderen eintritt
     Sobald er ankommt, können wir losfahren.
  • solang / solange: für die Dauer eines Ereignisses
     Du kannst bleiben, solang / solange du willst.

Zu beachten ist der Unterschied zwischen wenn und als: Beide Wörter geben den Zeitpunkt, zu dem die Handlung im Hauptsatz geschieht, an. Allerdings wird wenn meist nur für allgemeine Aussagen oder zukünftige Ereignisse verwendet; für vergangene Ereignisse verwendet man als.

Neben dem Zeitpunkt kann mit wenn auch die Bedingung, unter der die Handlung stattfindet, ausgedrückt werden. Mehr dazu im Abschnitt Konditionalsätze weiter unten.

Kausalsatz

Der Begriff kausal leitet sich vom lateinischen Wort causa ab, das so viel wie Grund oder Ursache bedeutet. Mit einem Kausalsatz wird ausgedrückt, dass die Handlung des Nebensatzes die Ursache für die Handlung im übergeordneten Satz ist.

In der Regel werden Kausalsätze durch da oder weil eingeleitet. Die beiden Konjunktionen sind miteinander austauschbar; es bleibt also dem Sprecher überlassen, ob er weil oder da verwendet. Hier zwei Beispielsätze:

  • Ich esse Obst, weil / da es gesund ist.
  • Weil / Da es draußen windig ist, bleibe ich zu Hause.

In manchen Regionen wird auch die Konjunktion nachdem in derselben Bedeutung wie weil gebraucht, ohne dass ein zeitlicher Zusammenhang besteht.

Konditionalsatz

Der Begriff konditional kommt von conditio, dem lateinischen Begriff für Bedingung. Die Handlung des Hauptsatzes geschieht in der Regel nur, wenn die Bedingung des Konditionalsatzes erfüllt ist.

Die häufigsten Konjunktionen, mit denen ein Konditionalsatz eingeleitet wird, sind wenn, falls, sofern und solange. Hier ein paar Beispiele:

  • Ich freue mich, wenn du kommst.
  • Falls ich Zeit habe, komme ich vorbei.
  • Sofern das Wetter gut ist, machen wir einen Ausflug.
  • Er kann gerne bei uns wohnen, solange er nicht stört.

Häufig können die vier Konjunktionen synonym verwendet werden, aufgrund ein paar subtiler Unterschiede ist es jedoch nicht immer möglich. Diese kleinen Unterschiede werden wir uns in einem zukünftigen Artikel genauer anschauen.

Gelegentlich verschmilzt die konditionale Bedeutung mit dem zeitlichen Aspekt, sodass eine Einteilung in Temporalsatz und Konditionalsatz nicht immer einfach ist. Zum Beispiel drückt der Nebensatz solange er nicht stört einerseits eine Bedingung, andererseits aber auch eine Zeitdauer aus.

Finalsatz

Der Begriff final leitet sich vom lateinischen Wort finis ab, was so viel wie Ziel oder Zweck bedeutet. Der Nebensatz gibt an, was die Intention einer Handlung ist. Oder anders gesagt: Welchen Zweck man mit der Handlung verfolgt.

Die gängigste Konjunktion für Finalsätze ist damit, doch auch dass, sodass und so dass sind möglich. Hier sind ein paar Beispielsätze:

  • Ich mache Sport, damit ich gesund bleibe.
  • Ich trage eine Brille, sodass / so dass ich besser sehen kann.
  • Hilf ihm doch, dass er endlich fertig wird!

Ähnlich wie Kausalsätzen drücken Finalsätze aus, warum eine bestimmte Handlung ausgeführt wird. Im Gegensatz zu Kausalsätzen geben Finalsätze jedoch nicht die Ursache an, sondern das beabsichtigte Ziel.

Fazit

In diesem Artikel haben wir gelernt, was Adverbialsätze sind: Sie fungieren im übergeordneten Satz als Satzglieder, die Informationen über Zeit, Ort, Grund etc. angeben. Es handelt sich dabei um eine optionale Angabe, das heißt auch ohne den Adverbialsatz wäre der Satz grammatikalisch vollständig.

Adverbialsätze werden je nach Bedeutung in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. In diesem Artikel haben wir folgende Arten behandelt: Temporalsatz, Kausalsatz, Konditionalsatz und Finalsatz. Im nächsten Artikel schauen wir uns die restlichen Kategorien an: Konsekutivsatz, Konzessivsatz, Adversativsatz, Modalsatz, Komparativsatz und Lokalsatz.

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