In unserem letzten Artikel haben wir gelernt, was Adverbialsätze sind: Sie sind Nebensätze, die Angaben über den Ort, die Zeit, den Grund, den Zweck etc. dem übergeordneten Satz hinzufügen.
Im letzten Artikel haben wir uns folgende Kategorien von Adverbialsätzen angeschaut: Temporalsatz, Kausalsatz, Konditionalsatz und Finalsatz. In diesem Artikel behandeln wir die restlichen Arten von Adverbialsätzen.
Konsekutivsatz
Der Begriff konsekutiv leitet sich vom lateinischen Wort consecutio ab, was Folge bedeutet. In ihrer Bedeutung sind Konsekutivsätze das Gegenstück zu Kausalsätzen: Während Kausalsätze die Ursache ausdrücken, geben Konsekutivsätze die Folge an. Oft lässt sich derselbe Sachverhalt entweder durch einen Kausal- oder Konsekutivsatz ausdrücken:
- Der Lehrer spricht sehr schnell, so dass ihn niemand versteht.
- Weil der Lehrer sehr schnell spricht, versteht ihn niemand.
Meistens werden Konsekutivsätze mit den Konjunktionen dass, sodass und so dass eingeleitet. Doch auch Nebensätze, die das Ausbleiben einer Folge beschreiben, werden zu den Konsekutivsätzen gezählt. Das Fehlen einer Folge kann man zum Beispiel durch ohne dass ausdrücken. Hier sind ein paar Beispiele:
- Die Lehrerin spricht langsam genug, dass sie alle verstehen.
- Die Kinder spielen stundenlang, ohne dass sie müde werden.
- Er hat sich beeilt, sodass / so dass er den Bus noch erwischt hat.
Im Gegensatz zu Finalsätzen geht es beim Konsekutivsatz nicht um den beabsichtigten Zweck, sondern um die tatsächliche Folge – egal ob diese beabsichtigt oder unbeabsichtigt war.
Konzessivsatz
Das Wort konzessiv kommt vom lateinischen Begriff concessio, was Einräumung bedeutet. Ein Konzessivsatz gibt einen Sachverhalt an, der dem Ereignis oder der Handlung des übergeordneten Satzes eigentlich entgegenstehen würde.
Konzessivsätze werden am häufigsten mit obwohl eingeleitet; weitere Konjunktionen sind auch wenn, wenn … auch, selbst wenn und wenngleich. Hier sind ein paar Beispiele:
- Obwohl er schon vierzig ist, lebt er noch bei seinen Eltern.
- Wenn sie auch sehr streng ist, mag ich meine Deutschlehrerin.
- Sie raucht überall, auch wenn es verboten ist.
- Selbst wenn wir ein Taxi nehmen, werden wir zu spät kommen.
Das Ereignis des Hauptsatzes tritt ein, auch wenn man aufgrund des Konzessivsatzes nicht davon ausgehen würde.
Adversativsatz
Der Begriff adversativ bedeutet entgegengesetzt; ein Adversativsatz drückt somit einen Gegensatz oder Kontrast aus.
Adversativsätze werden meistens mit den Konjunktionen während, anstatt dass, wohingegen oder wogegen eingeleitet. Hier sind ein paar Beispielsätze:
- Die Mutter ist Polizistin, wogegen / wohingegen der Vater als Lehrer arbeitet.
- Anstatt dass du auch einmal etwas tust, überlässt du mir die ganze Arbeit.
- Meinem Opa gefällt der Film, während ich ihn langweilig finde.
- Während ich mich um die Kinder kümmere, spielst du nur auf deinem Handy.
Da während sowohl einen Temporalsatz als auch einen Adversativsatz einleiten kann, ergeben sich manchmal zweideutige Sätze. So ist zum Beispiel beim vierten Satz nicht klar, ob der Sprecher die Gleichzeitigkeit der beiden Handlungen oder den Gegensatz zwischen den Subjekten ich und du ausdrücken möchte. Der dritte Satz hingegen ist klar adversativ, da eine temporale Interpretation hier keinen Sinn hätte.
Modalsatz
Der Begriff modal leitet sich vom lateinischen Wort modus ab, was so viel wie Art und Weise bedeutet. Ein Modalsatz gibt also an, auf welche Art oder mit welcher Methode die Handlung des übergeordneten Satzes ausgeführt wird.
Häufige Konjunktionen in Modalsätzen sind indem, wie, als ob und ohne dass. Hier ein paar Beispiele:
- Ich lerne viele neue Wörter, indem ich Bücher lese.
- Sie machen das Gericht, wie es im Rezept steht.
- Er fährt, als ob er betrunken wäre.
- Er hat das Geld genommen, ohne dass es jemand gemerkt hat.
Zum Teil überschneiden sich Modalsätze mit Konsekutivsätzen, da die Folge einer Handlung oft auch die Art und Weise der Ausführung impliziert.
Komparativsatz
Der Begriff komparativ leitet sich vom lateinischen Wort comparatio ab und bedeutet vergleichend. Ein Komparativsatz stellt einen Vergleich zu dem, was im übergeordneten Satz ausgedrückt wird, her.
Häufig werden die Konjunktionen wie und als sowie die zweigliedrige Konjunktion je … desto zur Einleitung eines Komparativsatzes verwendet. Hier ein paar Beispielsätze:
- Seine Freundin ist nicht so hübsch, wie ich erwartet habe.
- Seine Freundin ist hübscher, als ich erwartet habe.
- Je schneller wir fahren, desto früher kommen wir an.
- Die Lehrerin erklärt das Thema anders, als es im Buch steht.
Lokalsatz
Der Begriff lokal kommt vom locus, dem lateinische Wort für Ort. Lokalsätze werden durch die Relativadverbien wo, woher oder wohin eingeleitet.
- Ich möchte leben, wo meine Freunde sind.
- Er fährt zurück, woher er gekommen ist.
- Ich gehe, wohin du gehst.
Lokalsätze haben zwar dieselbe Form wie indirekte Fragesätze, aber eine andere Funktion. Vergleiche diese beiden Sätze:
- Ich möchte leben, wo meine Freunde sind.
- Ich möchte wissen, wo meine Freunde sind.
Im ersten Satz gibt der Nebensatz den Ort der Handlung leben an und fungiert somit als Lokaladverbial im Hauptsatz. Wird das Lokaladverbial durch einen Nebensatz ausgedrückt, spricht man von einem Lokalsatz. Man könnte das Lokaladverbial auch durch das lokale Adverb dort austauschen:
Ich möchte dort leben.
Im zweiten Satz hingegen dient der Nebensatz als Objekt von wissen und gibt an, was man wissen möchte – und nicht, wo das Wissen stattfinden sollte. Als Objekt kann man den Nebensatz durch das Demonstrativpronomen das oder das Personalpronomen es ersetzen, nicht aber mit dem lokalen Adverb dort:
Ich möchte das wissen.
Ich möchte es wissen.Ich möchte dort wissen.
Da es nicht möglich ist, den Nebensatz mit dort zu ersetzen, kann es sich um keine Ortsangabe handeln.
Fazit
Dieser und der letzte Artikel haben einen Überblick über die unterschiedlichen Arten von Adverbialsätzen gegeben. Diese sind: Temporalsatz, Kausalsatz, Konditionalsatz, Finalsatz, Konsekutivsatz, Konzessivsatz, Adversativsatz, Modalsatz, Komparativsatz und Lokalsatz.
Anhand einiger Beispiele wurde gezeigt, dass die Grenzen zwischen den Kategorien nicht immer eindeutig sind und es zum Teil auch Überschneidungen gibt. Für den praktischen Sprachgebrauch ist das aber kein Problem: Um Nebensätze korrekt zu verwenden, muss man sie nicht immer kategorisieren können. 😊
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