In unserem letzten Artikel haben wir erklärt, was ein Nebensatz ist und wie er sich von einem Hauptsatz unterscheidet. In diesem Artikel befassen wir uns mit den unterschiedlichen Arten von Nebensätzen. Falls du nicht weißt, was ein Nebensatz ist, empfehlen wir dir, zuerst unseren letzten Artikel zu lesen.
3 Arten von Nebensätzen
Eine wesentliche Unterteilung erfolgt im Hinblick auf den Satzbau. Je nachdem, ob und wie der Nebensatz in den Satzbau des übergeordneten Teilsatzes integriert ist, handelt es sich um:
- einen Gliedsatz,
- einen Attributsatz oder
- einen weiterführenden Nebensatz.
Die drei unterschiedlichen Arten von Nebensätzen werden der Reihe nach in diesem Artikel erklärt.
Was ist ein Gliedsatz?
Ein Gliedsatz bildet ein vollständiges Satzglied im übergeordneten Teilsatz. Hier ein paar Beispiele:
- Ich weiß nicht, ob sie mich noch kennt.
- Obwohl es regnet, ist Markus spazieren.
- Das Konzert findet nicht statt, wenn es regnet.
Im ersten Beispielsatz ist der Nebensatz ob sie mich noch kennt Objekt des Verbs weiß vom Hauptsatz und gibt an, was „ich nicht weiß“. Der ganze Nebensatz könnte durch das Demonstrativpronomen das oder die Nominalphrase diese Sache ersetzt werden, die dann weiterhin Objekt von weiß wären:
Ich weiß das nicht.
Ich weiß diese Sache nicht.
Im zweiten Beispielsatz ist der Nebensatz obwohl es regnet ein sogenanntes konzessives Adverbial. Ein konzessives Adverbial drückt einen Umstand aus, der auf das Gegenteil schließen ließe: Wenn es regnet, würde man erwarten, dass Markus nicht spazieren ist. Entgegen unserer Erwartung ist er aber trotzdem spazieren.
Auch in diesem Satz könnte man den kompletten Nebensatz durch das Adverb trotzdem oder die Präpositionalphrase trotz des schlechten Wetters ersetzen, die dann ebenfalls als konzessives Adverbial dienen würden:
Trotzdem ist Markus spazieren.
Trotz des schlechten Wetters ist Markus spazieren.
Im dritten Beispielsatz ist der Nebensatz wenn es regnet ein sogenanntes konditionales Adverbial. Ein konditionales Adverbial gibt die Bedingung an, unter der eine Handlung stattfindet. Auch hier lässt sich der Nebensatz durch das Adverb dann oder die Präpositionalphrase in dem Fall ersetzen, die dann ebenfalls als konditionales Adverbial dienen würden:
Dann findet das Konzert nicht statt.
In dem Fall findet das Konzert nicht statt.
In allen drei Beispielsätzen ist der Nebensatz ein vollständiges Satzglied im Hauptsatz, genauso wie Pronomen, Adverbien und Nominal- bzw. Präpositionalphrasen Satzglieder sind.
Was ist ein Attributsatz?
Im Gegensatz dazu ist ein Attribut nur Teil eines Satzgliedes. Hier ein paar Beispiele für Attribute:
- ein schnelles Auto
- unglaublich schön
- die Freunde meiner Tochter
- das Buch auf dem Tisch
Im ersten Beispiel handelt es sich beim Adjektiv schnelles um ein adjektivisches Attribut, das das Nomen Auto näher beschreibt. Im zweiten Beispiel ist das Adverb unglaublich ein adverbielles Attribut, das das Ausmaß der Eigenschaft schön genauer definiert.
Im dritten Beispiel ist die Phrase meiner Tochter ein Genitivattribut und gibt an, um wessen Freunde es sich handelt. Im vierten Beispiel ist die Präpositionalphrase auf dem Tisch ein präpositionales Attribut, mit dem das Buch näher bestimmt wird. Je nach Kontext kann das Attribut nötig sein, damit man weiß, von welchen Freunde bzw. welchem Buch die Rede ist.
Auch Nebensätze können Attribute sein. In diesem Fall spricht man dann von einem Attributsatz. Hier ein paar Beispiele für Attributsätze:
- Das Buch, das ich gestern gekauft habe, ist sehr spannend.
- Das Haus, wo ich aufgewachsen bin, gibt es nicht mehr.
- Jetzt, wo ich mit der Schule fertig bin, kann ich länger schlafen.
- Die Frage, warum ich so lange geschlafen habe, kann ich nicht beantworten.
- Die Ansicht, dass Hunde nicht so süß wie Katzen sind, teile ich nicht.
All diese Nebensätze bilden kein vollständiges Satzglied, sondern nur Teil eines Satzgliedes. Daher handelt es sich bei diesen Nebensätzen nicht um Gliedsätze, sondern um Attributsätze.
Der Nebensatz das ich gestern gekauft habe im ersten Satz ist ein Relativsatz, der durch das Relativpronomen das eingeleitet wird. Er ist nötig, damit man weiß, von welchem Buch die Rede ist. Das Subjekt des Satzes ist nicht bloß das Buch, sondern das Buch, das ich gestern gekauft habe. Der Nebensatz ist also Teil des Subjekts.
Auch der Nebensatz wo ich aufgewachsen bin im zweiten Satz ist ein Relativsatz, der durch das Relativadverb wo eingeleitet wird. Auch hier ist der Relativsatz zur näheren Bestimmung von das Haus nötig. Das Subjekt des Satzes ist nicht das Haus allein, sondern das Haus, wo ich aufgewachsen bin.
Auch der Nebensatz wo ich mit der Schule fertig bin im dritten Satz ist ein Relativsatz, der durch das Relativadverb wo eingeleitet wird und das Adverb jetzt näher beschreibt. Das Satzglied lautet nicht jetzt, sondern jetzt, wo ich mit der Schule fertig bin. Im Gegensatz zu den ersten beiden Sätzen ist dieses Satzglied kein Subjekt, sondern ein sogenanntes Temporaladverbial, das den Zeitpunkt, zu dem die Handlung stattfindet, angibt.
Der Nebensatz warum ich so lange geschlafen habe im vierten Satz ist kein Relativsatz, sondern ein indirekter Fragesatz. Ähnlich wie die Relativsätze in den ersten beiden Sätzen ist der indirekte Fragesatz in diesem Fall nötig, damit man weiß, um welche Frage es geht. Der indirekte Fragesatz ist Teil des Satzglieds die Frage, warum ich so lange geschlafen habe, das als Objekt des Verbs beantworten dient.
Der Nebensatz dass Hunde nicht so süß wie Katzen sind im fünften Satz ist ein sogenannter Inhaltssatz. Er gibt den Inhalt der Ansicht, die „ich nicht teile“, wieder. Der Inhaltssatz ist Teil des Satzglieds die Ansicht, dass Hunde nicht so süß wie Katzen sind, das als Objekt des Verbs teile dient.
Was ist ein weiterführender Nebensatz?
Nebensätze, die zwar in Verbindung mit dem Hauptsatz stehen, aber nicht in seinen Satzbau integriert sind, nennt man weiterführende Nebensätze. Häufig handelt es sich um weiterführende Relativsätze; das sind Relativsätze, die sich nicht auf ein einzelnes Satzglied, sondern auf den ganzen Satz beziehen:
- Sein Freund ist nicht gekommen, was ihn traurig machte.
- Er hat mich eingeladen, worüber ich mich sehr freute.
- Er hatte nichts gelernt, weshalb er auf dem Test nichts wusste.
Weiterführende Nebensätze stehen immer nach dem Hauptsatz, auf den sie sich beziehen. Im Gegensatz zu Gliedsätzen können sie nie am Satzanfang vorkommen.
Zusammenfassung
Man kann Nebensätze unterteilen, je nachdem, ob und auf welche Art sie in den Satzbau des übergeordneten Teilsatzes integriert sind:
- Gliedsätze: sind vollständige Satzglieder im übergeordneten Teilsatz.
- Attributsätze: sind Teil eines Satzglieds im übergeordneten Teilsatz.
- weiterführende Nebensätze: sind nicht in den Satzbau des übergeordneten Teilsatzes integriert, stehen aber mit ihm in Verbindung.
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