In diesem Blogpost befassen wir uns mit einer besonderen Klasse von deutschen Verben, den sogenannten reflexiven Verben. Wir erklären dir, was reflexive Verben sind, wofür man sie verwendet, was ein Reflexivpronomen von einem Personalpronomen unterscheidet und wann das Reflexivpronomen im Akkusativ oder im Dativ steht.
Falls du jetzt wenig verstanden hast, mach dir keine Sorgen! Wir beginnen von ganz von vorne: mit den Grundlagen.
Was sind reflexive Verben?
Bevor wir dich mit einer komplizierten wissenschaftlichen Erklärung überwältigen, fangen wir lieber mit einem einfachen praktischen Beispiel an:
Ich wasche mich.
Dieser Satz besteht aus dem Subjekt ich, dem Verb wasche und dem Objekt mich. Das Subjekt gibt die Person an, die die Aktivität waschen betreibt. Zusätzlich benötigt das Verb waschen noch ein Objekt, um auszudrücken, wer oder was gewaschen wird.
In unserem Beispiel beziehen sich das Subjekt und das Objekt auf dieselbe Person, nämlich auf den Sprecher bzw. Urheber des Satzes. Um auszudrücken, dass Subjekt und Objekt dieselbe Person oder Sache bezeichnen, verwendet man im Objekt ein sogenanntes Reflexivpronomen, auch bekannt als rückbezügliches Fürwort. Im Beispielsatz ist mich ein Reflexivpronomen, das sich auf dieselbe Person wie das Subjekt bezieht.
Die Kombination von Verb und Reflexivpronomen bezeichnet man als reflexives Verb. Der Infinitiv von unserem Beispiel lautet: sich waschen.
Reflexivpronomen oder Personalpronomen?
Falls du bereits ein bisschen Deutsch kannst, wirst du dir jetzt vielleicht danken: Moment mal, ist mich nicht ein Personalpronomen? Damit hast du nicht ganz unrecht. Das Wort mich kann auch ein Personalpronomen im Akkusativ (4. Fall) sein und würde dann ebenfalls als Objekt im Satz vorkommen, wie zum Beispiel in diesem Satz:
Sie wäscht mich.
Der Unterschied ist, dass sich das Objekt mich in diesem Satz auf eine andere Person wie das Subjekt sie bezieht. In diesem Fall handelt es sich tatsächlich um ein Personalpronomen. Bezieht sich das Objekt jedoch auf dieselbe Person wie das Subjekt, verwendet man stattdessen ein Reflexivpronomen.
In den ersten beiden Personen sind die Reflexivpronomen formengleich wie die Personalpronomen:
Reflexivpronomen (Akkusativ):
Ich wasche mich.
Du wäschst dich.
Wir waschen uns.
Ihr wäscht euch.
Personalpronomen (Akkusativ):
Du wäschst mich.
Ich wasche dich.
Er wäscht uns.
Sie wäscht euch.
Das Reflexivpronomen der 3. Person unterscheidet sich jedoch vom Personalpronomen. Unabhängig von Zahl und Geschlecht lautet das Reflexivpronomen in der 3. Person immer sich:
Personalpronomen (Akkusativ):
Ich wasche ihn. (ihn = z.B. den Mann)
Ich wasche sie. (sie = z.B. die Frau)
Ich wasche es. (es = z.B. das Baby)
Ich wasche sie. (sie = z.B. die Kinder)
Reflexivpronomen (Akkusativ):
Er wäscht sich. (er = z.B. der Mann)
Sie wäscht sich. (sie = z.B. die Frau)
Es wäscht sich. (es = z.B. das Baby)
Sie waschen sich. (sie = z.B. die Kinder)
Vergleiche folgende zwei Sätze:
Er wäscht sich.
Er wäscht ihn.
Im ersten Satz ist sich ein Reflexivpronomen: Das Objekt und das Subjekt bezeichnen also dieselbe Person. Im zweiten Satz hingegen steht das Personalpronomen ihn: Das Subjekt und das Objekt sind also zwei verschiedene Personen.
Bei reflexiven Verben verwendet man auch im Infinitiv das Reflexivpronomen sich. Bei nicht reflexiven Verben würde man im Infinitiv jemanden oder etwas statt einer konkreten Person oder Sache sagen:
sich waschen
jemanden/etwas waschen
Die Wörter jemanden und etwas gehören zu den Indefinitpronomen, auch bekannt als unbestimmte Fürwörter.
Reflexivpronomen im Dativ
In den obigen Beispielen war das Reflexivpronomen immer im Akkusativ (4. Fall). Es kann aber auch im Dativ (3. Fall) stehen. Auch im Dativ gleicht das Reflexivpronomen dem Personalpronomen in den ersten beiden Personen. Das Reflexivpronomen der 3. Person ist auch im Dativ sich. Hier ein paar Beispiele:
Personalpronomen (Dativ):
Er wäscht mir die Haare.
Sie wäscht dir die Haare.
Sie wäscht uns die Haare.
Er wäscht euch die Haare.
Ich wasche ihm die Haare. (ihm = dem Mann)
Ich wasche ihr die Haare. (ihr = der Frau)
Ich wasche ihm die Haare. (ihm = dem Baby)
Ich wasche ihnen die Haare. (ihnen = den Kindern)
Reflexivpronomen (Dativ):
Ich wasche mir die Haare.
Du wäschst dir die Haare.
Wir waschen uns die Haare.
Ihr wäscht euch die Haare.
Er wäscht sich die Haare. (er = der Mann)
Sie wäscht sich die Haare. (sie = die Frau)
Es wäscht sich die Haare. (es = das Baby)
Sie waschen sich die Haare. (sie = die Kinder)
Hier ist das, was gewaschen wird, nicht das Subjekt, sondern die Haare. Das Personalpronomen oder Reflexivpronomen im Dativ (3. Fall) gibt an, wem die Haare gewaschen werden. Im Fall von Personalpronomen wäscht das Subjekt die Haare von jemand anderen; im Fall von Reflexivpronomen wäscht das Subjekt seine eigenen Haare.
Auch bei Reflexivpronomen im Dativ (3. Fall) verwendet man im Infinitiv sich. Als Akkusativobjekt verwendet man im Infinitiv jemanden oder etwas. Im Fall von wünschen würde der Infinitiv dann so aussehen:
sich etwas wünschen
Das Reflexivpronomen sich ist dabei Dativ, das Indefinitpronomen etwas steht im Akkusativ.
In der Regel steht das Reflexivpronomen dann im Dativ (3. Fall), wenn bereits ein Akkusativ (4. Fall) oder ein Nebensatz das direkte Objekt des Verbs bilden. Hier zwei Beispielsätze mit dem reflexiven Verb sich wünschen:
Ich wünsche mir einen Hund.
Ich wünsche mir, dass meine Träume wahr werden.
Im ersten Satz bildet die Akkusativphrase einen Hund das sogenannte direkte Objekt des Verbs wünsche. Ähnlich bildet im zweiten Satz der Nebensatz dass meine Träume wahr werden das direkte Objekt. Im Gegensatz dazu bezeichnet man ein Dativobjekt als indirektes Objekt. Ein Verb hat normalerweise nur ein direktes Objekt und ein indirektes Objekt.
Position des Reflexivpronomens
Im Hauptsatz steht das Reflexivpronomen meist direkt nach dem Subjekt und Verb. Hier zwei Beispielsätze:
Ich rasiere mich fast jeden Tag.
Manchmal rasiere ich mich nicht.
In Hauptsätzen steht das finite Verb – in diesem Fall rasiere – bis auf wenige Ausnahmen immer an zweiter Stelle. Wenn das Subjekt so wie im ersten Satz am Satzanfang steht, folgt das Reflexivpronomen direkt auf das finite Verb: Im Beispiel steht mich direkt nach dem Verb rasiere.
Wenn der Satz jedoch nicht mit dem Subjekt, sondern einem anderen Satzglied beginnt, steht das Subjekt nach dem finiten Verb. Der zweite Satz beginnt zum Beispiel mit der Zeitangabe manchmal, weshalb das Subjekt ich nach dem finiten Verb rasiere steht. Das Reflexivpronomen kommt in dem Fall direkt nach dem Subjekt.
In Nebensätzen, wo das finite Verb immer am Satzende steht, folgt das Reflexivpronomen direkt dem Subjekt, wie in diesem Beispiel:
Weil sie sich gestritten haben, geht Lisa ohne Martin ins Kino.
Das Reflexivpronomen sich folgt im Nebensatz direkt auf das Subjekt sie. Das finite Verb haben steht am Ende des Nebensatzes.
Zusammenfassung
Dieser Artikel war eine allgemeine Einführung in die Klasse der reflexiven Verben im Deutschen. Hier ist noch einmal das Wichtigste zusammengefasst:
- Man verwendet reflexive Verben, um anzugeben, dass sich das Subjekt und das Objekt auf dieselbe Person oder Sache beziehen.
- Reflexivpronomen können Akkusativ (4. Fall) oder im Dativ (3. Fall) stehen. In den ersten beiden Personen haben sie dieselbe Form wie das Personalpronomen. In der dritten Person lautet das Reflexivpronomen unabhängig von Zahl und Geschlecht sowohl im Dativ als auch im Akkusativ sich. Auch im Infinitiv verwendet man sich.
- Wenn es bereits ein direktes Objekt – es also ein Akkusativobjekt oder einen Nebensatz als Objekt – gibt, dann verwendet man das Reflexivpronomen als indirektes Objekt und es steht im Dativ.
- Im Hauptsatz steht das Reflexivpronomen nach Verb und Subjekt. Falls das Subjekt am Satzanfang steht, kommt das Reflexivpronomen an die dritte Stelle nach dem Verb. Falls das Subjekt an der dritten Stelle nach dem Verb steht, belegt das Reflexivpronomen die vierte Stelle. Im Nebensatz steht das Reflexivpronomen immer direkt nach dem Subjekt; das Verb steht am Ende des Nebensatzes.
Es gibt noch weitere Aspekte von reflexiven Verben, die wir in diesem Artikel aus Platzgründen nicht behandelt haben. Wir werden uns ihnen in zukünftigen Artikel widmen. Abonniere jetzt unseren wöchentlichen Newsletter, um keinen Artikel zu verpassen. Bis zum nächsten Mal!