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Trennbare Verben im Deutschen: Wann werden sie getrennt?

Jeder, der sich schon einmal mit der deutschen Grammatik beschäftigt hat, kennt sie: Partikelverben, auch bekannt als trennbare Verben. Wie der Name schon sagt, werden diese Verben in bestimmten Situationen in der Mitte geteilt:

anfangen → ich fange an

Da es in den meisten Sprachen keine trennbaren Verben gibt, wirken sie für viele Deutschlernende befremdlich und abschreckend. Doch keine Sorge: In diesem Artikel erfährst du Schritt für Schritt, was es alles zu beachten gibt. Wir haben die Erklärungen so einfach wie möglich gehalten, sodass du ihnen auch ohne Vorkenntnisse folgen kannst.

Was sind Partikelverben?

Partikelverben leiten sich in der Regel von „normalen“ Verben ab. Sie werden gebildet, indem man vor das Verb eine oder mehrere zusätzliche Silben stellt und so ein neues Wort schafft. Die vorangestellten Silben nennt man Partikel, daher auch der Ausdruck Partikelverb.

Das Partikelverb anfangen wird zum Beispiel gebildet, indem man dem Verb fangen die Partikel an voranstellt. Ein Partikelverb wirkt auf den ersten Blick zwar wie ein einziges Wort, doch handelt es sich eigentlich um zwei getrennte Wörter: das Verb fangen und die Partikel an.

Wie bereits erwähnt, wird die Partikel in bestimmten Situationen vom Verb getrennt und steht dann als eigenständiges Wort im Satz. Der typische Fall, wo es zu einer solchen Trennung kommt, ist in Hauptsätzen. Allerdings nicht in allen Hauptsätzen, sondern nur in jenen, in denen das Partikelverb in der Personalform steht.

Um diese Erklärung zu verstehen, müssen wir uns zunächst anschauen, was die Begriffe Hauptsatz und Personalform überhaupt bedeuten.

Was ist ein Hauptsatz?

Ein Hauptsatz kann alleine ein selbständiger Satz sein und ist grammatikalisch vollständig. Das Gegenteil davon ist ein Nebensatz. Ein Nebensatz ist immer abhängig von einem anderen Satz und kann daher nie allein stehen.

Der Unterschied zwischen Haupt- und Nebensatz sollte durch den folgenden Beispielsatz klar werden:

Ich gehe gerne in die Schule, weil ich dort meine Freunde sehe.

Bei diesem Beispielsatz handelt es sich um einen sogenannten komplexen Satz, der aus einem Hauptsatz und einem Nebensatz besteht. Der Teil vor dem Komma – Ich gehe gerne in die Schule – ist der Hauptsatz. Er ist in sich abgeschlossen und könnte auch allein stehen. Der Teil nach dem Komma – weil ich dort meine Freunde sehe – ist ein Nebensatz. Der Nebensatz kann nicht allein stehen, da er vom Hauptsatz abhängig ist.

Was ist eine Personalform?

Im Deutschen muss das Verb an das Subjekt angepasst werden. Nehmen wir die Präsensformen des Verbs spielen als Beispiel:

SingularPlural
1. Personich spielewir spielen
2. Persondu spielstihr spielt
3. Personer/sie/es spieltsie spielen

Die Verbendung hängt von der grammatikalischen Person des Subjekts ab, weshalb sie auch als Personalendung bezeichnet wird. Eine Verbform mit einer Personalendung nennt man Personalform oder finite Verbform.

Doch nicht alle Verbendungen bzw. Verbformen drücken die grammatikalische Person aus. Eine Verbform, in der die grammatikalische Person nicht enthalten ist, nennt man infinite Verbform. Beispiele für infinite Verbformen sind:

  • der Infinitiv: spielen
  • das Partizip I: spielend
  • das Partizip II: gespielt

Die infiniten Verbformen benötigt man zum Beispiel zur Bildung einiger Zeiten oder zur Bildung des Passivs:

  • Futur I: werden + Infinitiv (z.B. ich werde spielen)
  • Perfekt: haben/sein + Partizip II (z.B. ich habe gespielt)
  • Passiv: werden + Partizip II (z.B. es wird gespielt)

In all diesen Beispielen steht das bedeutungstragende Verb spielen in einer infiniten Verbform, aus der man die grammatikalische Person nicht ablesen kann. Neben dem bedeutungstragenden Verb benötigt man auch ein sogenanntes Hilfsverb. Das Hilfsverb fügt keine Bedeutung zum Satz hinzu, sondern wird nur zur Bildung grammatikalischen Form benötigt.

Das Hilfsverb steht im Gegensatz zum bedeutungstragenden Verb in der Personalform. Dass es sich bei habe gespielt um die 1. Person Singular handelt, erkennt man am Hilfsverb habe und nicht am bedeutungstragenden Verb gespielt.

Zeitformen, die aus einer infiniten Verbform und einem Hilfsverb gebildet werden, nennt man zusammengesetzte Zeitformen. Es gibt jedoch auch Zeiten, die nicht durch ein Hilfsverb, sondern durch Anhängen bestimmter Endungen an das Verb gebildet werden. Ein Beispiel dafür ist das Präteritum:

SingularPlural
1. Personich spieltewir spielten
2. Persondu spieltestihr spieltet
3. Personer/sie/es spieltesie spielten

Zeitformen welche durch Anhängen bestimmter Endungen gebildet werden, nennt man einfache Zeitformen. Einfachen Zeitformen bestehen aus einem einzigen Verb, nämlich dem bedeutungstragenden Verb. Dieses steht dann in der Personalform.

Trennung von Partikel und Verb

Trennbare Verben werden nur dann getrennt, wenn beide der folgenden Bedingungen zutreffen:

  1. Das Partikelverb steht in der Personalform.
  2. Das Partikelverb steht in einem Hauptsatz.

Tritt keine oder nur eine der Bedingungen zu, steht die Partikel vor dem Verb und wird gemeinsam mit dem Verb als ein Wort geschrieben.

Partikelverb in einer Personalform im Hauptsatz

Schauen wir uns ein paar Beispiele an:

  1. aufstehen: Meine Oma steht jeden Morgen um sieben Uhr auf.
  2. ankommen: Ich kam gestern pünktlich in Wien an.
  3. zumachen: Susi machte das Fenster zu, da ihr kalt war.
  4. einladen: Wenn du willst, lade ich auch deine Eltern ein.
  5. ausschalten: Er schaltete den Computer aus und ging ins Bett.

In all diesen Sätzen sind beide Bedingungen erfüllt und die Partikel wird vom Verb getrennt. Während das Verb die zweite Position im Satz einnimmt, steht die Partikel am Satzende.

Partikelverb in einer infiniten Verbform

Schauen wir uns nun ein paar Beispielsätze an, in denen die erste der beiden Bedingungen nicht erfüllt ist:

  1. aufstehen: Ich werde morgen um sieben Uhr aufstehen.
  2. ankommen: Ich bin gestern pünktlich in Wien angekommen.
  3. zumachen: Susi hatte das Fenster zugemacht. Trotzdem war ihr noch kalt.
  4. einladen: Wenn du willst, kann ich auch deine Eltern einladen.
  5. ausschalten: Du musst den Computer ausschalten, bevor du ins Bett gehst.

In all diesen Sätzen steht das Partikelverb in einer infiniten Verbform. Daher wird die Partikel vom Verb nicht getrennt. Bei den Sätzen 2 und 3 ist zu beachten, dass das Präfix ge, welches zur Kennzeichnung des Partizips II dient, zwischen Partikel und Verb steht. Wir beschäftigen uns im nächsten Artikel genauer damit.

Partikelverb im Nebensatz

Und zum Abschluss noch ein paar Beispielsätze, in denen die zweite Bedingung nicht erfüllt ist:

  1. aufstehen: Obwohl sie jeden Morgen früh aufsteht, ist sie nicht müde.
  2. ankommen: Ich weiß nicht, ob der Zug pünktlich in Wien ankommt.
  3. zumachen: Wenn Susi das Fenster zumacht, haben wir keine frische Luft.
  4. einladen: Es ist kein Problem, dass ich auch deine Eltern einlade.
  5. ausschalten: Bevor er den Computer ausschaltet, speichert er das Dokument.

In all diesen Sätzen steht das Partikelverb zwar in der Personalform, jedoch nicht im Hauptsatz. Daher wird die Partikel vom Verb nicht getrennt.

Fazit

Um zu entscheiden, ob du die Partikel vom Verb trennst, musst du dir folgende zwei Fragen stellen:

  1. Steht das Partikelverb in der Personalform?
  2. Steht das Partikelverb in einem Hauptsatz?

Nur wenn du beide Fragen mit „ja“ beantwortest, wird die Partikel vom Verb getrennt und an das Satzende gestellt. Falls du eine oder beide Fragen mit „nein“ beantwortest, werden die Partikel und das Verb zusammen als ein Wort geschrieben.

Aber Achtung! Bevor du dir die Frage stellst, ob du die Partikel vom Verb trennst, musst du dich zunächst fragen, ob das Verb überhaupt ein Partikelverb ist. Es gibt nämlich manche Verben, die auf den ersten Blick wie Partikelverben aussehen, obwohl sie gar keine sind. Wie du Partikelverben von anderen unterscheiden kannst, erfährst du in unserem nächsten Artikel.

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